euromeeting_intro

Euromeeting und TYR-OL im Wipptal

09.-12. August 2012

 

Ein fulminantes Orienteering Spektakel der Superlative wurde am vergangenen Wochenende  in drei großartigen Arenen (Sprint in der Olympiaworld Innsbruck, Mitteldistanz am Obernberger See und Langdistanz um Maria Waldrast) vom LAUFKLUB KOMPASS INNSBRUCK unter der Leitung von Hans Georg Gratzer choreographiert und inszeniert. Der unermüdliche und selbstlose Einsatz aller Vereinsmitglieder brachte die Böden sämtlicher Terrains buchstäblich zum Beben und OL Seelen aus aller Welt (aus 25 Nationen!) zum Schweben. Tough, challenging, puzzling and tricky, most technical, but thrilling, delicate and an amazing map …so sprudelte es aus freudestrahlenden OL Liebhabern.


Den Ansprüchen der zahlreichen Welteliteklasseläufern im Euromeeting Worldranking Bewerb und den unerwartet vielen Teilnehmern im TYR-OL Event (zusammen 800!) gleichermaßen gerecht zu werden, das stellte Event Director Hans Georg Gratzer (LKI Obmann) und IOF Event Advisor Victor Kirianov vor schwierige Aufgaben. Der eine oder andere Hobbyläufer, der mit den hohen Anforderungen zu kämpfen hatte, der möge positiv denken, denn mit den Besten der Welt gemeinsam sich auf spektakulärem Gelände zu  bewegen und Weltcupfeeling zu inhalieren, das stellt kleine negative Erlebnisse doch allemal weit in den Schatten.


Da die Sportart Orientierungslauf leider noch immer nicht in den Köpfen, vor allem aber in den Herzen der Tiroler Bevölkerung verankert ist, stehen die Organisatoren solcher hochkarätigen Bewerbe in diesen Dimensionen meist vor gewaltigen infrastrukturellen und  topographischen Problemen, vor allem, was Verkehrssicherheit,Transfer, Catering, Wahl des idealen- Start und  Zielgeländes und Toiletten betrifft.  Eine gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde, den Grundbesitzern, Jägern und Förstern ist hier für eine erfolgreiche Abwicklung immens wichtig. An dieser Stelle bedanken wir uns beim Tourismusverband Wipptal sehr herzlich für die großteils gelungene Kooperation. Die Bereitschaft, diese „outstanding orienteering landscapes“ im Wipptal mit begeisterten Läufern aus aller Herren Länder zu teilen, wird geschätzt und sicherlich mit Treue und bester Mundpropaganda honoriert.


Die Veranstaltung war aber nicht nur auf Organisationsebene ein voller Erfolg. Einige LKI Mitglieder, vor allem Helga und unsere Youngsters sorgten für Topplatzierungen.


Dass sie’s wirklich kann und beständig vorne mitmischt, das bewies uns Helga erneut mit drei gut gelungenen Läufen. Sie dominierte die Damen 60 Klasse. Aber mit Leo Madl, Martin Kofler, Celina Dabernig und Maximilian Egger befinden sich zurzeit vier weitere viel versprechende heiße Eisen im LKI Rennstall. Sie sorgten für eine große Überraschung. Nach zwei Bewerben lagen sie alle auf dem 1. (Martin) bzw. zweiten Gesamtrang, den sie sich „overall“ mit grandiosen Läufen über die lange Distanz sicherten. Echt eine Sensation! Nur Maximilian war der großen nervlichen Belastung am dritten Renntag leider nicht ganz gewachsen. Er rutschte trotz gutem Lauf und einer alles überragenden Zielsprintzeit auf den undankbaren 4. Gesamtrang zurück. Trotzdem eine famose Leistung und ein erfreulicher Talentebeweis unserer jungen Garde. Freilich gehören da noch mehrere dazu, wie Lucie Bürgi, Sophia Löschnig, Romana Gosch, Melanie Huber, Martin Ewerz, Joshua Kraxner, Fabian Schirmer und Lukas Bianchi) deren Läufe auch vorzu besser aufgehen.


Für die Neigungsgruppe aus Imst standen aber die Begegnung und der Austausch mit sieben jungen litauischen Kaderathleten, deren Trainer und Betreuerin im Mittelpunkt dieses aufregenden internationalen Orienteering Festivals. Gemeinsam meisterten wir die Tage mit Selbstverpflegung und Unterkunft mit ca. 60 weiteren „low budget“ Athleten aus Polen, Weißrussland und Spanien im nicht übergroßen Turnsaal der Volksschule Steinach. Wahrlich ein prägendes Erlebnis, das zusammenschweißt. Wenn man dem endlos langen nächtlichen Schnarchkonzert (irgendwo mussten sich da Mikrofone und Lautsprecher befunden haben!), dem Kaltwasserduschen (nur Ellbogenkämpfer  kamen in den Genuss von herrlich warmem Wasser!), den zwei einzigen Toiletten, deren Spülung nicht an Akkordarbeit gewöhnt war (altersmüde Nachfüllleitungen arbeiteten im Schneckentempo), ständigem Mangel an Klopapier und fehlenden Müllcontainern mit Humor begegnete, dann war man gerettet. Das Zusammenleben funktionierte trotz dieser Handicaps erstaunlich gut und die Stimmung im Massenlager der Überlebenskünstler war stets fröhlich und harmonisch.


Ihr werdet euch fragen, wie kommt es zu dieser Liaison LKI – Litauen? Das ist eigentlich eine lange Geschichte und hat mit der YOG zu tun. Ihr solltet aber wissen, dass ein ehemaliger OL Eliteläufer aus Litauen  in seiner Heimat eine Stiftung mit dem Namen INDIGO gegründet hat, mit der er junge OL Talente unterstützen möchte, die aus finanziellen Gründen keine Chance haben, Bewerbe oder Trainingskurse im Ausland  zu besuchen. Vielleicht gibt er uns bei der einen oder anderen zukünftigen Veranstaltung selbst die Ehre. Die neunköpfige Gruppe, auf alle Fälle, fühlte sich bei uns sehr wohl und zeigte sich für unseren Einsatz und unser Bemühen sehr dankbar. Sie waren überwältigt von unserer Gastfreundschaft und Aufgeschlossenheit, von der lustigen und netten Art unserer Kinder-und Jugendtruppe, und natürlich von der Landschaft mit den wunderschönen Naturjuwelen, ist es doch bei ihnen hauptsächlich flach. Obwohl sie mit so ungewohntem Gelände zu kämpfen hatten, konnten sie sich einige Male hervorragend platzieren. Die jüngste im Team erreichte zum Beispiel am Obernberger See  Platz eins in der Damen 12 Klasse. Wir sind nun eingeladen, im wald- und seenreichen Litauen Wettkämpfe und Trainings zu bestreiten, bleiben in Kontakt und werden daran arbeiten.


Zum Schluss noch ein paar Worte zu den einzelnen Terrains. Das Gebiet um die Olypiaworld, mit seinen modernen Gebäuden und großzügig angelegten Straßen, Gehsteigen  und Spielplätzen bot ein ideales Sprintgelände. Relativ einfache Bahnen mit schnell zu treffenden Routenwahlen sorgten für ein rasantes Lauferlebnis. Die Atmosphäre im Start- und Zielbereich (Leichtathletikstadium) zog auch OLfremde Personen in den Bann. Sehr begeistert und beeindruckt zeigte sich das Oberländer Kabel TV Team, das vor allem die Imster Kinder filmte und interviewte.


Ja, und zum Pulverfassgelände am Obernberger See gäbe es unendlich viel zu berichten. Warum Pulverfass? Weil man bei jedem Schritt nicht wusste, ob man sicher auftrat, oder in einem Loch landete und womöglich ein Schuss nach hinten losging. Auch irgendwie zu vergleichen mit umgekehrtem russischem Roulette. Welcher der Steine ist nun mit meinem Postenschirm geladen? Ein schneller Treffer tat unheimlich gut.


Aber beinahe noch schwieriger zu lesen und deuten waren Karte und Gelände teilweise im Gebiet rund um Maria Waldrast. Speziell die vielen kleinen Lichtungen und sumpfigen Stellen brachten einen schier zur Verzweiflung. Alles war so zum Verwechseln ähnlich. Und, ich muss sagen, Schwedens Sümpfe sind freundlicher! Bei weitem nicht so widerspenstig und dreckig. Auch physisch verlangten die Strecken Hochleistung. Es galt mitunter viele Höhenmeter zu erklimmen.

Das weitläufige, almenartige Zielgelände mit herrlicher Bergkulisse nahm all die müden Krieger herzlich in Empfang und belohnte sie mit einer netten Siegerehrung. Athleten vieler verschiedener Nationen wurden lautstark bejubelt zu Siegern gekürt. Unfassbare fünf Mal leuchtete das himmelblaue LKI Laufshirt vom Podest!


Gratulation an alle, an Organisierer, Helfer, Läufer, Unterstützer und Wetter, die diesem Orienteering Meeting den Stempel Tirol aufsetzten. Wir gaben in der internationalen OL Szene ein kräftiges Lebenszeichen von uns… und sie werden wieder kommen…in Scharen!


Bericht: Karin Lugsteiner