Turbinen OL und Klopfkonzerte in Slowenien
Stülpt man Hügel nach innen, bilden sich große Senken, sogenannte Dolinen, von denen es in slowenischen Wäldern jede Menge gibt. Unsere Kinder waren total fasziniert davon und nannten sie „Turbinen“ (falsch aufgeschnappt!). Aber irgendwie passend: Turbinen helfen vorwärts zu kommen. Genauso machen dies Dolinen. Im Gegensatz zu Hügeln schränken sie die Sicht nicht ein, sondern geben sie frei! Und sich am oberen Rand entlang zu hanteln machte richtig Spaß.
Beim Oster TL in Novo Mesto, Slowenien, gab es viel zu entdecken, zu erleben, zu erfahren. Das Trainingsprogramm war bunt und abwechslungsreich, von Istvan, unserem slowenischen Trainer, allen Alters- und Leistungsstufen akkurat angepasst.
Dominierten bei Training 01 Steine in allen Größen und Formationen Karten- und Landschaftsbild, konnten wir auf einer etwas ruhigeren Karte bei T02 gleich an vier verschiedenen Orientierungstechniken feilen: „control picking“, „compass running“, „corridore running“ und „hidden paths and roads“. Als Highlight punktete freilich auch der Stadtsprint (T03) in Novo Mesto, der uns an etlichen interessanten Kulturgütern vorbeiführte. Viele Richtungswechsel prägten T04. Strukturieren war wichtig bei T05, was wir in mehreren kurzen Loops üben konnten. Beim letzten Training (T06) simulierten wir „Startläufer sein“ im Massenstart.
Naturschauspiele bei T01 (Hagel, Donner, Schneeregen, Eiseskälte zugleich!) - imposante Hirschtiere, die unsere Bahnen in Riesensätzen kreuzten - bräunlich rote aufgeweichte Erde, die uns stets völlig von unten bis oben mit „Natur“ tapeziert aus dem Wald entließ - weicher, moosiger Waldboden - mitunter große Laubteppiche, die Pfade versteckten ( zum Leidwesen aller, die noch zu sehr an Wegen hängen!) - und Postenschirme, die leider nicht verrieten, ob sie der Wahre und Echte sind (Nicht gut, wenn man von den OII Trainings so verwöhnt ist!) - schenkten uns unvergessliche Erlebnisse und Abenteuer.
Unseren tapferen Neueinsteigern Sarina, Petra, Peter, Sofia und Laura präsentierten sich im Eiltempo viele verschiedene Facetten unseres Tuns und ich denke, dass sie sich nicht nur einmal fragten: „Bin ich da schon im richtigen Film?“. Wer erhebt sich freiwillig bei solch garstigen, frostigen Wetterbedingungen, die am Anreisetag herrschten, von der warmen Bus Ofenbank, erklimmt auf allen Vieren steiles, ruppiges und rutschiges Gelände, versucht Zehen und Finger vor dem Erfrieren zu schützen und dabei eine Karte zu lesen, die man ununterbrochen wischen muss? Wer setzt sich freiwillig Nässe und Kälte aus, wenn man weiß, dass man innerhalb fünf Minuten klitscheklatschenass bis zur Unterwäsche ist und womöglich noch eine Stunde unterwegs? Getoppt haben dieses Szenario einige junge Fräuleins und Männleins, die, die Wettersituation völlig ignorierend, in luftigen kurzärmeligen Shirts durch den Wald flitzten, während die OL Herantaster sicherlich mit dem Entschluss, das OLen zu erlernen, innerlich haderten. Keiner schien Mitleid zu haben oder Erbarmen zu zeigen!!! Ein Härtetest sondergleichen! Ja, dann waren da doch auch mal blitzeblanke, nigelnagelneue Schuhe, die den Glanz innen und außen in Windeseile verloren und nach jedem Lauf intensiv geklopft, gebürstet und im Hotel auf die Heizung gelegt wurden. Viele Schuhklopfer gleichzeitig veranstalteten ein lustiges Konzert, das Klapperstörchen echt Konkurrenz macht.
2018 absolvierte der OII das letzte OsterTL im Ausland, nämlich in Ungarn. Vorfreude und Ansturm auf das heurige TL in Slowenien waren nun natürlich riesengroß. Gleich 52 Vereinsmitglieder nahmen teil. Dazu gesellten sich noch 25 OL Freunde aus den anderen Tiroler Vereinen. Wolfgang Madl, Obmann des TIFOL, organisierte diese vier Tage ganz toll. Bereits die Bilder des idyllischen Wasserschlosses Otocec und des einladenden Sporthotels auf der Homepage erzeugten Urlaubsfeeling.
Für Karin und HG war es tatsächlich mal ein wenig Urlaub. Brave, feine, verständige Kinder (immer so!), die sich gerne von unseren „Großen“ leiten, lenken und unterrichten ließen. Und unsere famosen „Großen“, die mit den Kindern nett spielten und die Trainings mit ihnen allabendlich analysierten. Zudem erkor HG Tabea zur Gruppenleaderin, die stets dafür sorgte, dass alle immer rechtzeitig am ausgemachten Platz, bereit für die jeweilige Abfahrt, waren. In ihrem Nebenjob arbeitete sie als „Bustess“ und stand Wolfgang beim Durchzählen zur Seite. Karin und HG konnten sich stets ganz entspannt zurücklehnen. Lediglich Hannah stellte mit ihrem Talent für Chaos und ihrer übergroßen Liebe zu allen Tieren Karins Geduld zwischendurch ein kleinwenig auf die Probe. Das vergessen, das vergessen und das auch noch… und der arme Froschlaich muss ad hoc ins Wasser transportiert werden, Training hin oder her! Aber ist das nicht auch bewundernswert? Hört ihr alle eigentlich beim OLen die Vögel zwitschern? Hannah gewiss!
Turbinen OL, Klopfkonzert, Froschlaich, mystische Werwolfspiele, viel Sonne und blauer Himmel, fordernde Trainings, herrlicher Wald, Wasserspiele im Pool – diese vier Tage Slowenien waren pfundig und gefielen allen! Vielleicht nicht ganz so sehr Luc, unserem Busfahrer, der von unseren Mitbringseln aus dem Wald nicht sonderlich angetan war. Er ist noch nicht so OL affin, wie viele andere unserer Busfahrer.
Bericht: HG Gratzer